Kassettenkind, ein Bandsalat und Klanggestallten

50 Jahre wird sie heute also.  Wie die Zeit mal wieder vergeht…

Erfindungen gab es reichlich in den letzten 50 Jahren – ob sinnvoll, brauchbar und geeignet für allerlei sei hier dahingestellt.

Dankbar bin ich für so manche Entdeckung – ganz klar und im speziellen hebe ich heute meinen Hut, äh meine Mütze für einen Erfinder der wirklich und tatsächlich mein Leben bereichert hat und es selbstverständlich immer noch tut (tut-tut):

Lou Ottens, Holländer und meines Zeichen nach DER und MEIN persönlicher Glücklichmacher meiner Kindheit und Jugend. Lou Ottens erfand die tragbare Audiokassette und bescherte mir, meinen Eltern und Freunden unendlich schöne Hörmomente und Stunden. Zur Wiederholung und Vertiefung: Dieses kleine rechteckige Plastikdingens hat einen besonderen, extremen und hohen Stellenwert in meinem Leben gefunden.

Gedenken an die Musikkassette in Form (m)einer Handy-Schutzhülle
Gedenken an die Musikkassette in Form (m)einer Handy-Schutzhülle

Märchen, Abenteurer von Moby Dick bis hin zu Gulliver, Detektivgeschichten und Pumuckl der Kobold mit den roten Haaren mit samt seines Meister Eder`s fanden Platz in meinem Tapedeck .

Die Kassettenausgaben der drei Fragezeichen waren meine absoluten Heiligtümer und wurden dementsprechend in gut geschützten Regalen im Kinderzimmer gehortet. Getauscht, verliehen und in der Bücherei ausgeliehen wurde reichlich und stetig.

Wehe dem (!) das Band fing hörbar an zu leiern und der, durch die Gefräßigkeit des Tonkopfes entstandene Bandsalat bescherte dem Hörspiel ein (verwirrendes) frühzeitiges Ende. Der Alptraum im Kinderzimmer und bei Autofahrten.

Könnt Ihr Euch noch erinnern was dann die Rettung war? Ja richtig: Ein Bleistift! Dieser wurde in eines der beiden Zahnrädchen gesteckt und es galt, vorsichtig und mit viel Geduld, dem verwirrten Tonband wieder auf die Spur zu helfen.

Falls es tatsächlich bei einer der Notoperationen, sprich bei dem Versuch das verhäderte Band aus dem Kassettendeck zu befreien, zu einem Riss oder ähnlichem kam, war das Drama groß und schnell erlernte ich Bänder zu kürzen, zu kleben – zu retten.

Zugegeben die Tonqualität litt erheblich daran und die Ein oder Andere Kassette galt fortan nach einer Not-OP nur noch der Deko in meinem Kassettenregal.

Jahre vergingen und die Kinderschuhe wurden langsam abgestreift, doch die AudioKassette blieb stets an meiner Seite.

Musiksendungen, Hitparaden, Radiosendungen und eigene Hörspiele wurden aufgenommen – angehört, weitergegeben und lieb gewonnen. Es galt die BESTEN und tollsten Playlisten zusammen zu stellen und diese, ja ja ich höre schon so Manchen motzen, vervielfältigt.

90 min - die gängige Spiellänge einer MC
90 min – die gängige Spiellänge einer MC

Völlig legal versteht sich. Aufgenommen wurde noch live am Tapedeck, der rote Knopf und auch die Pausentaste wartete nur auf den richtigen Moment gedrückt zu werden.

Es gab UrlaubsfamilienKassetten für die Autofahrt in den Urlaub. Herrlich, vor jedem Urlaub nahmen wir eine Handvoll Kassetten auf, jeder durfte seine Wünsche äußern und so entstanden die unglaublichsten Playlisten. Diese Werke nach dem Urlaub angehört, verschafft eine wundervolle Verlängerung des selbigen.

Ja und dann war da noch die Gestaltung der Kassettenhüllen, sprich der Entwurf des aussagekräftigen Covers. Namen wurden erfunden und Kassetten erhielten die ollsten und dollsten Bezeichnungen. Künstlerisch wertvoll so manches Cover.

Kurzum, Lieber Lou Ottens ich danke von Herzen für diese tolle Erfindung! Sie hat (und immer noch) mein Leben bereichert und mir außerordentlich viel Spaß und Freude bereitet!

Danke herzlichst, allerliebst,

es grüßt das Kassettenkind!